Naturschutzgebiet Forstwald


Das Land Hessen beabsichtigt 174 Ha Wald zwischen Dieburg und Groß-Umstadt als
Naturschutzgebiet auszuweisen und auf diesen Flächen keine Forstwirtschaftliche Nutzung mehr
durchzuführen. So sehr es zu begrüßen ist das Flächen unbeeinflusst von Menschen sich entwickeln
können bleiben jedoch einige Fragen. Mit der Ausweisung als NSG werden Erwartungen geweckt
die sich nur zum Teil erfüllen lassen.
Naturschutz und Biodiversität: Unsere Wälder werden seit hunderten von Jahren forstwirtschaftlich
genutzt und sind schon lange keine Urwälder mehr. Der Wald in einem Naturschutzgebiet entwickelt
sich nicht so wie wir uns den Wald aus unserer Erinnerung vorstellen. Und es kommen auch nicht
die Bedingungen zurück, die in früheren Zeiten dem Wald sein Gesicht gaben. Der Wald wurde
früher viel Intensiver genutzt wie dies heute im Nutzwald der Fall ist. Er diente als Hütewald für
Rinder und Schweine, seine Humusschicht wurde abgetragen und als Einstreu genutzt und in
Ortsnähe gab es den Umtriebswald mit Knüppeleichen usw. Der Boden war sehr ausgelaugt und
dadurch konnten sich Pflanzen ansiedeln die diesen Bodenzustand benötigen. Es scheint paradox:
Auf magerem Flächen entwickelt sich die größte Vielfalt an Pflanzen und Insekten, die größte
Biodiversität. Nach Ende der Landwirtschaftlichen Nutzung des Waldes hat sich der Humusgehalt
wesentlich erhöht und damit sind die Lebensgrundlagen für viele Pflanzen verschwunden bzw.
Pflanzen die vom höheren Stickstoffangebot im Humus profitieren wie Brennesel und Brombeere
unterdrücken andere Arten und nehmen ihnen den Lebensraum. Gerade im Wald ist es so, dass in
Gebieten wo Niederwald, Mittelwald und Hochwald räumlich zusammen sind, die höchste
Biodiversität herrscht da es hier mehr unterschiedliche Umweltbedingungen gibt. Sogar kleine
Kahlschlagflächen bieten z.B. Schmetterlingen einen Lebensraum mit Sonnenstrahlen, den sie im
dichten Naturwald nicht finden.
Klimaschutz: Alle Pflanzen nehmen beim Wachsen CO2 auf und beim Vergehen geben sie es wieder
ab. Bei den Feldfrüchten ist dieser Kreislauf kurz, beim Wald ist die Einlagerung im Holz
längerfristig. Beim Verbrennen oder Verrotten wird das CO2 wieder an die Umwelt abgegeben. In
einem alten Wald, wie dies ein Naturwald darstellt, ist die CO2 Bilanz ausgeglichen, da sich
wachsen und vergehen die Waage halten. Erst eine Nutzung des gewachsenen Holzes führt zu einer
negativen Co2 Bilanz. Wälder sind zwar eine große Co2 Senke, die ist jedoch nicht stabil. Absterben
der Wälder, Windbruch und im Extremfall Waldbrand führt zu freiwerden von CO2. Gerade die
Gefahr von Waldbrand steigt mit der Klimaerwärmung und Waldgebiete mit viel Todholz bieten
einem Feuer viel Nahrung und führt zu einem Vollbrand, der nur schwer zu beherrschen ist. In
einem Wald ohne Todholz und niedrigem Bewuchs werden bei einem Brand am Boden die
Baumkronen nicht vom Feuer betroffen und der Schaden ist wesentlich geringer.
Nach Ausweisung des Forstwaldes als Naturschutzgebiet werden die Schneisen zuwachsen und es
wird dann ein betreten des Waldes nur noch auf wenigen Wege möglich sein. Durch das neue
Naturschutzgesetz, was im Sommer verabschiedet werden soll bekommt das Regierungspräsidium
das Recht in der Umgebung von NSG Nutzungseinschränkungen anzuordnen, was in diesem Fall die
landwirtschaftlichen Flächen und den Wald im Bereich der Saulache betreffen, die an das NSG
angrenzen. Und inwieweit ist es Sinnvoll ein NSG bis an den Rand einer Stadt zu legen, mit den
Einschränkungen bei der Naherholung, der Gefährdung durch Waldbrand sowie allen anderen damit
verbundenen Konsequenzen.
Wenn heute schon über 9 Mil. m3 Holz nach Deutschland importiert werden muss, und der Bau mit
Holz im Rahmen des klimafreundlichen Bauens verstärkt werden soll führt die weitere Stilllegung
von Waldflächen dazu, das noch mehr Flächen außerhalb Deutschland gerodet werden, wo die
Auswirkungen auf die Umwelt nicht positiv sind. Und wie schwierig es ist Brennholz für die eigene
Heizung zu bekommen hat jeder Ofenbesitzer im letzten Jahren erfahren, während im Wald das Holz
als Todholz verrottet. Macht es unter diesen Umständen Sinn 10% der Waldflächen stillzulegen oder
währe es nicht besser mit einem geringeren Prozentsatz an stillgelegter Fläche mehr von unserem
eigenen Holz zu nutzen. Zurzeit sind wir dabei durch die Bewirtschaftungseinschränkungen auf
Grund von Ökoauflagen bei uns Umwelt und Biodiversität zu fördern, aber dafür auf Flächen
außerhalb Deutschlands nachteilige Folgen für die Umwelt zuzulassen. Das ist nicht Nachhaltig.
Lothar Storck, Groß-Umstadt